Wolfgang Rehn
In den vergangenen Jahrzehnten fanden zahlreiche Tagungen zum Thema Orgelrestaurierung statt. Die Bereiche in diesem Aufgabenfeld sind naturgemäß äußerst vielfältig. Vor dem Hintergrund der verschiedenen Orgellandschaften, stilistischer und technischer Aspekte, Personalstilen von Orgelbauern bis hin zu Ansprüchen unserer Zeit reichen die Themenbereiche dieser Symposien.
Die wesentlichen Grundsätze der Restaurierung im Allgemeinen wurden 1964 in der "Charta von Venedig" festgehalten. Auf die Orgel bezogen finden sich Richtlinien und Empfehlungen im "Weilheimer Regulativ" und in verschiedenen Publikationen, so z.B. von Friedrich Jakob in der ISO Information Nr. 32/1990, der schreibt: "Soweit man sich ernsthaft mit dem Aufgabengebiet Orgelrestaurierung auseinandersetzt, kennt man diese Leitlinien und ist bemüht, danach zu handeln. Mit Sicherheit stößt man in der Praxis immer wieder an die Grenzen dieser Grundsätze. Gerade die Restaurierung von Orgeln, welche neben ihrem Denkmalwert auch einen lebendigen musikalischen Wert besitzen und ihren Dienst in Kirchen zuverlässig versehen müssen, führt uns oft genug in die Grenzbereiche dieser allgemeinen Grundsätze".
Gerade deshalb ist es wichtig, dass der Forderung einer umfassenden Dokumentation von Orgelrestaurierungen ein hoher Stellenwert gegeben wird. Nur hierdurch können bestimmte Überlegungen und Ausführungen später verstanden werden. Der Blick auf die bestehende Situation in diesem Bereich zeigt aber ein höchst unterschiedliches Bild. Auf der einen Seite finden sich Anforderungen und Leistungen, deren Sinnhaftigkeit oft nicht mehr nachvollzogen werden kann. Anderseits werden nicht einmal die notwendigsten Standards erfüllt. Neben diesen Qualitätsunterschieden bei den Dokumentationen ergeben sich hieraus leider oft genug auch Wettbewerbsnachteile für jene Restauratoren, welche bemüht sind, ihrer Verpflichtung gewissenhaft nachzukommen.
Diese unbefriedigende Situation war Anlass, das Thema einmal grundsätzlich auf breiter Ebene und Länder übergreifend zu diskutieren. Die Internationale Arbeitsgemeinschaft für Orgeldokumentation (IAOD) war von ihren Zielsetzungen her die ideale Institution, zu einem Symposium mit diesem Thema einzuladen. Über 40 Vertreter aus den Sparten Denkmalpflege, Museen, Sachverständige und Orgelbauer fanden sich deshalb am 20. - 23.05.2004 im Tagungszentrum Boldern in Männedorf (Schweiz) zusammen, um sich in Referaten und Diskussionen diesem Themenkreis zu widmen.
Selbstverständlich konnte und sollte es nicht das Ziel dieses Symposiums sein, allgemein verbindliche Richtlinien für die Dokumentation von Orgelrestaurierungen zu definieren. Die unterschiedlichen Möglichkeiten zwischen Museen und kommerziell arbeitenden Werkstätten oder auch zwischen den verschiedenen Ländern ließen solche Zielsetzungen als völlig unrealistisch erscheinen. Dennoch ergaben sich in der abschließenden Diskussion viele Übereinstimmungen in der Beurteilung der Beiträge, so dass diese durchaus als Empfehlungen dieses IAOD Symposiums zu verstehen sind.
2006, 168 Seiten, 23 Abbildungen, C5, Broschur, Fadenheftung.
Mit Beiträgen von Friedrich Jakob, Martin Kares, Joost van Gemert, Niclas Fredriksson, Marc Schaefer, Georg Carlen, Wolfgang Rehn und Paul Peeters. Mit dem vollständigen Erhebungsbogen der IAOD für die Inventarisierung von Orgeln.
10. Veröffentlichung der Internationalen Arbeitsgemeinschaft für Orgeldokumentation (IAOD).
ISBN 3-921140-71-4, 36,- €, für Mitglieder der IAOD 28,-€
In Ergänzung zu diesem Buch ist für Leser aus dem englischsprachigen Raum ein Beitrag in The Diapason erschienen:
Uwe Pape: Documentation of Restorations
The Diapason, December 2006, 97. Jg., H. 12, S. 20-22