Uwe Pape (Hrsg.)
Umbrüche im Orgelbau sind eng mit der kulturellen Entwicklung Europas verbunden und prägten im besonderen Maße den Orgelbau des 19. Jahrhunderts. Ein solcher Umbruch war mit der Einführung neuer Laden- und Traktursysteme verbunden. Neben den bekannten Schrittmachern und den zahlreichen Anhängern gab es aber auch Meister, die die Grenzen und gar Nachteile der neuen Technik im Orgelbau erkannten und deshalb bewährte Systeme nicht aufgeben wollten.
Albert Hollenbach (1850-1904), Orgelbauer in Neuruppin, Schüler von Friedrich Hermann Lütkemüller und Friedrich Ladegast, war ein solcher Meister, der am Bau von Schleifladen und einfachen mechanischen Trakturen festhielt und der Entwicklung von Kegelladen sowie pneumatischen oder elektrischen Systemen und der zunehmenden Industrialisierung widerstand. Gerade Lütkemüller und Hollenbach sind Beispiele für jene Orgelbauer, die Umbrüche ablehnten und als Handwerksbetriebe in bescheidener Umgebung überleben konnten. Allerdings hatten sie nur selten Gelegenheit, größere Instrumente zu bauen: beide lieferten nur je drei Orgeln mit drei Manualen aus, und keins der Werke Hollenbachs konnte unverändert überleben. Dennoch wurde die klangliche Substanz der Orgel in der Kreuzkirche zu Bergen in Norwegen kaum dezimiert und blieb auf pneumatischen Taschenladen erhalten.
Diesem Meister widmete die Internationale Arbeitsgemeinschaft für Orgeldokumentation anlässlich des 100jährigen Todesjahres Hollenbachs eine Tagung, deren Ergebnisse in diesem Bericht als „Umbrüche im Orgelbau – Band I“ vorgelegt werden.
Uwe Czubatynski gibt eine Einführung in die Orgelkultur im Nordwesten der Mark Brandenburg. Selbst Pfarrer in Rühstädt und Initiator der Restaurierung einer wertvollen Wagner-Orgel, verfügt er über einen vorzüglichen Überblick über das Orgelschaffen jener Region.
Der Herausgeber hielt den Hauptvortrag der Tagung und gibt in seinem Aufsatz einen Einblick in Leben und Werk Albert Hollenbachs und würdigt dessen Bedeutung für das Ruppiner Land und die Prignitz. Christhard Kirchner hat wesentliche Details eines Werkverzeichnisses beigesteuert, so dass heute eine sorgfältig und gründlich recherchierte Übersicht über das Schaffen Hollenbachs in Deutschland und Norwegen gegeben werden kann.
Hollenbach hatte großen Erfolg im Export seiner Orgeln nach Norwegen. Stein Johannes Kolnes liefert einen Überblick über das Werk Hollenbachs in Norwegen und klärt zudem die Umstände, wie es einem Fremden im Norden gelang, über viele Jahre hinweg in Norwegen präsent zu sein.
Kristen Øgaard, Organist an der Kreuzkirche in Bergen, berichtet über die Geschichte der dortigen Orgel und ermöglicht dem Leser einen Einblick in die Klangwelt Albert Hollenbachs.
Andreas Arnold, Orgelbaumeister aus Plau am See, schreibt in seinem Beitrag über die Restaurierung der kleinen, nur fünf Register umfassenden Orgel in der Siechenhauskapelle in Neuruppin. Das stark veränderte Instrument wurde 2004 restauriert.
Berlin 2006, 169 Seiten, 69 Abbildungen, C5, Broschur, Fadenheftung.
Mit Beiträgen von Uwe Czubatynski, Uwe Pape, Christhard Kirchner, Stein Johanne Kolnes, Kristen Øgaard und Andreas Arnold. Mit einem vollständigen Werkverzeichnis von Albert Hollenbach, Neuruppin, mit Angaben zur Geschichte und zum Befund seiner Orgeln.
219. Veröffentlichung der Gesellschaft der Orgelfreunde (GdO).
11. Veröffentlichung der Internationalen Arbeitsgemeinschaft für Orgeldokumentation (IAOD).
ISBN 3-921140-73-0, 26,-- €, für Mitglieder der GdO und IAOD 23,-- €.