Uwe Pape
Die Orgeln der Stadt Celle mit wertvollen Gehäusen aus dem 16. bis 18. Jahrhundert sind weit über Niedersachsens Grenzen hinaus bekannt geworden. Hierzu gehören die Orgel der Schloßkapelle mit Gehäuse, Schnitzwerk und Gemälden niederländischer Meister auf Flügeltüren von 1563 und die Orgel der Stadtkirche mit Gehäuse und Prospektpfeifen von Hermann Kröger und Berendt Huß von 1653.
Der aus Celle stammende Orgelbauer Ernst Palandt hatte wohl zuerst den Gedanken, über die Orgeln der Stadt Celle eine Monographie herauszugeben. 1927 verfasste er als Gymnasiast eine Jahresarbeit mit dem Titel "Die Orgel im Land- und Stadtkreis Celle". Diese Arbeit erschien 1931 in überarbeiteter Form unter dem Titel "Organographia Historica Cellensis" im Verlag Gerstenberg, Hildesheim.
Der Wert der Jahresarbeit liegt vor allem in der Foto-Sammlung. Viele Orgeln sind heute nicht mehr erhalten, so dass das glücklicherweise erhaltene Manuskript als Quelle für die Orgelforschung in Niedersachsen Bedeutung beanspruchen darf, zumal die Publikation von 1931 nur vergleichsweise wenige Abbildungen enthält.
In dem jetzt vorliegenden Buch wird eine völlig neu gestaltete und nunmehr umfassende Gesamtdarstellung aller Orgeln präsentiert. Nach einer Einführung in die Orgelbaugeschichte der Residenzstadt werden zunächst die wichtigsten Instrumente mit historischen Gehäusen oder altem Pfeifenmaterial bis 1860 dargestellt. Großformatige Farbaufnahmen werden durch bedeutsames und größtenteils bislang unbekanntes Bildmaterial aus den Archiven von Ernst Palandt und der Firma Emil Hammer, Arnum, ergänzt. Das historische Bildmaterial wurde zweifarbig im Duplexverfahren gedruckt.
Der zweite Hauptteil enthält ein vollständiges Inventar von 1368 bis heute mit ausführlichen Quellenangaben. Die Daten der Geschichte der Orgeln mit zahlreichen alten und sämtlichen bestehenden Dispositionen entsprechen dem heutigen Stand der Forschung: unter Mitwirkung von Adolf Sörensen und Regina Lilge wurden von 1990 bis 1999 alle Orgeln der Stadt dokumentiert. Auch dieser Teil ist reich bebildert. Besonders berücksichtigt wurden die beachtenswerten Neubauten von Rowan West in der Stadtkirche und Martin ter Haseborg in der kath. Kirche St. Ludwig.
Ein abschließendes Kapitel ist Orgelbauern und Orgelbaufirmen gewidmet, die vor 1945 in Celle neue Orgeln bauten. Hiermit ist zugleich ein interessanter Überblick über die Orgelbautätigkeit im Raum Hannover verbunden.
Das Buch kann dank seiner wissenschaftlichen Bedeutung, der mustergültigen Gestaltung und vorbildlichen Ausstattung jedem am norddeutschen Orgelbau interessierten empfohlen werden.